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Port Williams, Chile

Mittwoch, 16.01.2013




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Sobald wir Kap Hoorn Richtung Pazifik umrundet haben bessert sich auch das Wetter.
Zwar bleibt der Himmel zunächst Wolkenverhangen, doch der stürmische Wind lässt nach und in den Abendstunden reißt das Gewölk etwas auf.

Kurz nach 17 Uhr geht die MS HAMBURG im Hafengebiet vom chilenischen Port Williams auf Reede.
Die Einfahrt ist eigentlich nicht schwierig, aber am Rande der Fahrrinne liegen viele rostige Wracks.


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                              in Chile auf Reede    nächstes Bild   nächstes Bild
Die Hafenstadt ist eher winzig; kaum größer als Stanley auf den Falklands.
Einige feiern jetzt schon den Abschluß der Reise mit Pisco Sour, einem Drink aus peruanischem Weinbrand, viel Zucker und Limettensaft. Wir übrigen erkunden den Ort.

Zunächst fällt dabei zweierlei auf:
    an jedem Haus ist außen ein Gaszähler angebracht und
    jede Straße ist von Stromleitungen und Lichtquellen begleitet.

Die Häuser in Hafennähe sind eher ärmliche Baracken (aber mit Satellitenschüssel!). Je mehr man sich aber den besseren Wohnvierteln nähert, die alle an den Hängen der Berge liegen, desto solider werden die Gebäude. Wobei die Bewohner viel Fantasie in der Nutzung ehemals anders genutzter ‚Bauwerke' zeigen. Wir sehen eine zur Wohnung umgebaute alte Dampflok, und ein abgestütztes "Strandgut" in Form eines Fischkutters, welcher anscheinend ebenso ‚umgenutzt' wurde.

Ein schon von der MS HAMBURG aus erkennbarer Bau, mit hellgrünblauem, doppeltem, sehr steilem Spitz-Ganzdach, entpuppt sich als Kirche. Wie in allen ehemals spanischen Kolonien ist die weiße Bevölkerung überwiegend katholisch.



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Aber die Indios (korrekt: die indigene Minderheit) glauben meistenteils nach wie vor an ihre Götter.


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    Ziemlich weit oben an einem der Hänge finden wir
    eine recht neue Klinik.
    Die Häuser an der Zufahrtsstraße erinnern ein
    wenig an US-Amerikanische Vorstadtbebauung.
    Allerdings ist hier das Vorgärtchen sauber
    eingezäunt und die Dächer haben einen flache-
    ren Winkel. Die Trasse zum Krankenhaus ist
    wohl gerade frisch asphaltiert worden, weshalb
    aufgestreuter Kies für staubige Luft sorgt.

    Auch diese Neubauten sind übrigens mit Holz-
    fassaden ausgestattet, eine Bauweise, die wir
    nun schon als typisch (Süd-) Amerikanisch
    einordnen können.

    Die Elektrik läuft auch hier kreuz und quer. Der
    Gaszähler ist vornehm im Eingang verborgen.


Auf dem Rückweg von den Hügeln passieren wir etliche Denkmäler.
Eines weicht von der üblichen Büsten- oder Figurenform ab; es ist der Bug
von Shackletons Expeditionsschiff ‚Endurance'.

Einst war 1909 auch als das Shackleton-Jahr bekannt, denn dieser Polarforscher erreichte im Frühjahr 1909
den magnetischen Nordpol und kam im Herbst 1909 dem geographischen Südpol bis auf 178 km nahe.
Er glaubte damals zuerst den Südpol erreicht zu haben. Bereits 1902 war er, zusammen mit Robert Scott,
in der Antarktis gewesen. 1914 bis 1919 forschte Shackleton erneut im Südpolargebiet, bis er auf seiner
dritten Expedition im Jahr 1922  (*1874)  mit nur 48 Jahren starb.

Der Text auf der Gedenktafel lautet
 (des Spanischen Mächtige mögen ihn sich übersetzen):
     "Proa de la escampavia "Yelcho" de la armade de Chile
      que almando del piloto 2° Don Luis Pardo Villalon,
      rescato del HMS "Endurance" a los miembros de la
      Expedicion Britanica de Sir Ernest Shackleton en la
      Isla Elefante, Antartica Chilena, el 30 de Agosto de 1916.-
      Donada por la Armada a la Ciudad de Punta Arenas el
      21 de Mayo de 1970."

Das Denkmal erinnert also an die zweite Expedition und wurde von
der nächstgrößeren Stadt Punta Arenas zum Angedenken in Auftrag
gegeben.

Punta Arenas ist die Provinzhauptstadt dieser südlichsten Region
Chiles, namens "Magallanes", nach Maghellan und der hier befind-
lichen ‚Magellanstraße', einem Wasserweg, der die Spitze Süd-
amerikas (und damit Feuerland) vom übrigen Kontinent trennt.





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                                  'Haus'-Boot         nächstes Bild   nächstes Bild

Uns fällt beim Weiterschlendern auf, dass viele Jugendliche vor den ärmlicheren Häusern herumlungern. Kein Wunder, bei einer Armutsrate in Süd-Chile von über 15%, gegenüber rund 10% im Landesdurchschnitt. Die Arbeitslosigkeit hier im Süden dürfte entsprechend hoch sein.
Chile exportiert über 50% Kupfererze und 3% Wein aus dem Norden, aber nur höchstens die Hälfte von 6% Fischereierzeugnissen aus dem Süden.
Zudem häuften sich in den letzten Jahren die Naturkatastrophen:

2010 ein schweres Erdbeben der Stärke 8,8 nebst einem anschließenden Tsunami und 2011 der Ausbruch
des in den südchilenischen Anden gelegenen Vulkans ‚Puyehue', dessen Ascheregen zu Futterengpässen
in der Schafzucht Argentiniens und Chiles führte.
Dazu kommen die Aufstände der Mapuche-Indios, der Einsturz der Kupfermine ‚San José' und ein Gefängnis-
brand mit über 81 Toten.
Wahrlich schwierige Bedingungen für einen Staat, der versucht sich von den Folgen der früheren Diktatur
zu befreien. Neuerdings begehren auch noch die Eingeborenen der 1888 annektierten Osterinseln auf.
Für nicht ganz 200 Jahre Unabhängigkeit (1818) von der Kolonialmacht Spanien ein ganz schön dickes Minuspaket.
Dennoch wird in der Hauptstadt ‚Santiago de Chile' für die Zukunft geplant. Man ist Gründungsmitglied der ‚Pazifik-Allianz' zur politischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Peru, Kolumbien und Mexiko
und will mit französischer Hilfe die Atomkraft nutzen, obwohl Chile zu den erdbebengefährdetsten Regi-
onen der Erde zählt.


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                   Geringverdiener                nächstes Bild   nächstes Bild

Aber zumindest Chilenischer Wein ist des Versuchens Wert.
Nord-Chiles Anbaugebiete liegen an den Hängen von Andentälern und haben einen doppelten natürlichen Vorteil:
sie können weitestgehend ökologisch bewirtschaftet werden. Die Reblaus hat es nie bis Südamerika geschafft.
Außerdem verhindert die am Gebirge aufsteigende Seeluft den Ausbruch vieler anderer Rebkrankheiten.
Zugleich halten sich Niederschlag und Sonnenschein dort oben hervorragend die Waage.
Das Ergebnis sind ausgewogene, vollmundige Rotweine und nicht minder schmackhafte Rosés und Weißweine.

Zum Wein gehört ein anständiges Essen.
Also sehen wir zu, noch vor dem Abend wieder an Bord zu sein.
Die Nacht schleicht sich an und um halbneun verlassen wir Chile und fahren den ‚Katzensprung' nach Ushuaia.
Jetzt ist auch höchste Zeit die Koffer zu packen. Natürlich habe ich das meiste schon gestern Abend erledigt, denn Huberta, Frau Briel und ich wollen mit zu den Ersten gehören, die das Schiff verlassen. Das gibt uns die Chance, in Ushuaia noch den Ausflug in den Nationalpark ‚Tierra del Fuego' mitzumachen.

Die Planung sieht unsere Ankunft in dem argentinischen Städtchen um etwa zwei Uhr Nachts vor.

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