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Antarktis-'Forschungsreise'              
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Half Moon Island

Montag, 14.01.2013

Und wieder früh Aufstehen.
Das macht mir nichts aus, aber einige Andere wirken, nach dem üppigen Abendessen und entsprechend kurzer Nacht, doch noch sehr verschlafen. Das Ver-
gnügen beginnt zumindest in der Antarktis eben in aller Frühe.
Also rasch an das Frühstücksbuffet. Zwei Tassen Kaffee, etwas Obst und ein Brötchen genügen mir.
Für ein paar der Anderen kommt noch eine schnelle Zigarette in der Bar dazu. Fertig!
Um 7.45 Uhr stehen wir bereit.

Eins nach dem Anderen werden die Zodiacs zu Wasser gelassen und am Fallreep der MS HAMBURG vertäut.
Ab 8 Uhr beginnt der Landgang auf Half Moon Island.
Dort befindet sich eine der größten Zügel-Pinguinkolonien der Antarktis.
Begehbar ist dieses Areal für uns nur auf ein paar schmalen Pfaden und einer Handvoll Sammelplätzen.



vorheriges Bild   vorheriges Bild      Half Moon Island      nächstes Bild   nächstes Bild
Der Rest des Inselgebietes ist "vorbitten area"; für uns also "Betreten verboten". Selbst der Landebereich für unsere Boote ist eng begrenzt. Punkt acht setzt der erste Schwung von uns Touristen mit den Zodiacs über.


vorheriges Bild   vorheriges Bild      Aussetzen eines Zodiacs               

                 Bemannung am Fallreep      nächstes Bild   nächstes Bild





Unsere Landung wird vom Sperrbezirk aus durch ein paar Pinguine und einen Seebär beobachtet.

Die Insel hat die Form eines Halbmondes und besteht im Wesentlichen aus einem hohen Berg; ist aber kein Vulkanüberrest wie viele andere Eilande in der Antarktis.
Die Zügelpinguine brauchen viel Kraft, um diesen Berg
zu ersteigen.

vorheriges Bild   vorheriges Bild         Die vornehmen Zügelpinguine klettern vom Strand bis in luftige Höhen            nächstes Bild   nächstes Bild
Sie wirken wesentlich ‚vornehmer' als ihre Verwandten, die Eselspinguine, was wahrscheinlich am gemesseneren Gang und den größeren Abständen zwischen den Tieren liegt. Denn jeder Pinguin hält
einen gewissen Abstand zu den Anderen, um im Falle eines Ausrutschers oder gar Sturzes nicht in den
Unfall verwickelt zu werden.
Mühsam, mit vielen Verschnaufpausen, erwatscheln sich die Vögel den Zugang zu den Höhen, bis ihr jeweiliger Brutplatz erreicht ist.
Den müssen sie aber erst einmal finden! Zügelpinguine bauen keine Steinnester, sonder brüten direkt auf einem ‚komfortablen' Felsfleckchen. Gemessenen Schrittes wird nun der Brutpartner gesucht. Sobald er gefunden ist, wird die Wachablösung unter minutenlangem, ohrenbetäubendem Geschrei vollzogen.
Frisch angekommenen Tiere erkannt man leicht am sauberen Bauchgefieder. Die abgelösten Tiere sind meist bekleckert vom Nahrungsbrei, denn der Nachwuchs kennt keine Manieren.
Nun wackelt der müde Brutpartner vorsichtig los um den Abstieg zum Strand zu wagen. Dort angekommen legt er eine längere Pause ein, um dann  - endlich -  auf die Jagd zu gehen.


vorheriges Bild   vorheriges Bild      Pinguinpärchen                             


                         Ein Teil der Kolonie      nächstes Bild   nächstes Bild
Oben auf dem Felsgrat hat derweil die bessere Hälfte des Paares mit der Fütterung begonnen. Der Pinguin würgt den halbverdauten Krill möglichst direkt in den fordernd aufgerissenen Schnabel von Junior oder Juniorin. Oft trifft er aber nicht so recht, weshalb Futterspender und Nachbarn nach kurzer Zeit von oben bis unten eingesaut sind. Entsprechend stark stinkt eine solche Kolonie.
Hier brüten etwa 3 bis 4 Tausend Pinguinpärchen.
Viele haben nach dem Paarungsritual etwas zu lange gewartet und darum nur zweitbeste Felsen als Nist-
platz erobert. Je glatter und zusammenhängender der Fels ist, auf dem nun gebrütet wird, desto eher stellt sich ein Erfolg ein. Da eigentlich immer ein Pinguin dort auf dem Gelege sitzt, erwärmt sich der steinige Untergrund und hilft so beim Brüten.

Doch gelegentlich werden Mama oder Papa durch
Nachbarschaftsstreitigkeiten veranlasst, kurz in
eine Schlägerei, genauer Schnabelhackerei, mit der
Konkurrenz einzusteigen. Ernsthaft verletzt wird
dabei aber keiner der Vögel. Aber das Gelege kann
im Eifer des Gefechts schon einmal kurzzeitig
verlassen werden.
Dies ist die richtige Gelegenheit für eine derRaub-
möwen (Skuas) sich über das Gelege herzumachen. Aber sie müssen nicht auf solche Augenblicke warten.

     Nachbarschaftsstreit     
Oft bilden die Skuas auch ‚Jagdpaare'. Während die 'Möwinnen' brüten, greifen zwei der Männchen einen Pinguin an. Sobald der außer sich gerät und das Nest zum Gegenangriff verlässt, raubt der zweite Gangster hinterrücks das Pinguinnest aus. Jedes erbeutete Ei wird
von den Räubern dringend gebraucht, denn nur so kann
die Partnerin bei der Aufzucht des Möwennachwuchses ausreichend unterstützt werden.




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     Riesensturmvogel beim 'Frühstück'      nächstes Bild   nächstes Bild
Während wir uns umschauen, fällt ein Riesensturmvogel über einen geschwächten Pinguin her. Er bricht den Kadaver am Hals auf, und hackt sich dann immer tiefer in den Rohbraten hinein. Dabei wird er scharf von den Skuas belauert, die auf eine zusätzliche Mahlzeit aus den Bankettresten hoffen. Meistenteils fasziniert beob-
achten wir das blutige Gemetzel. Einerseits tut uns der Pinguin leid, anderseits ist das eben "Antarktische Nahrungskette" pur. Nur den Vegetariern wird dabei wahrscheinlich etwas ‚blümerant'.

vorheriges Bild   vorheriges Bild    Pinguinskelett     nächstes Bild   nächstes Bild
Wir ziehen uns zum steinigen Strand zurück.
Vorsichtig taste ich mich, gleich den Übrigen,
die steilen Felsen hinunter.
Nachdem alle Expeditionsboote bemannt sind,
verlassen wir zum letzten Mal eine Antark-
tische Insel.
Mit einem Blick zurück heißt es Abschied von den Eiswelten nehmen; einige Robben und vielleicht
auch der Seebär liegen faul und ungestört in ihrem Schutzbereich. Ab und zu rauscht noch ein Pinguin
in einiger Entfernung vorbei.

Die MS HAMBURG wird von uns geentert.
Die Halbmondinsel und das benachbarte
Livingston Island entschwinden allmählich
am Horizont.

Adieu Antarktis.
Am liebsten käme ich noch einmal wieder.


Doch wir sind wieder auf Nordkurs.
Der Nachmittag auf unserem Crusader ist mit einem spannenden Erlebnisbericht in der Lounge "15 Monate
unter Robben und Pinguinen - eine Überwinterung an der russischen Forschungsstation Bellingshausen" von
Lektor Jan Naumann gefüllt.

Unser letztes Ziel wird Kap Hoorn sein.



Unterwegs zum Kap Hoorn

Dienstag, 15.01.2013

In den frühen Morgenstunden des Dienstags kreuzt unser Schiff die Position 60° 00,0'S 062° 17,5'W und verlässt damit die Antarktis. Ausgeschlafen und entspannt genießen wir ein diesmal spätes Frühstück im Palmgarten.
Nach mehr als zehn Tagen und über 116 Stunden an Bord reisen wir zur - vermeintlich - letzten Etappe. Da bisher Petrus und Neptun ein Einsehen in unsere Pläne hatten, keimt die Hoffnung auch am Kap Hoorn gute Wetterbedingungen anzutreffen.
Die Geschichten über Stürme, Untergänge und Schiffbruch rund um das Kap scheinen etwas übertrieben gewesen zu sein.

Weil heute erst um halbelf ein Vortrag angekündigt ist, und die See ruhig bleibt, zudem der Himmel freund-
lich ist, widmen viele von uns der Ornithologie; also der Vogelkunde. Wander- und Schwarzbrauenalbatross können wir identifizieren, aber auch einige Riesensturmvögel und ein Silbersturmvogel werden erkannt.
Faul und müßig denke ich an die vergangenen Tage zurück.
Erst die Musik vom Heck des Schiffes holt mich wieder in die Gegenwart.

Auf dem ‚Nebeldeck' spielt die Pan-Band auf. Die Bordmusiker begleiten einen Frühschoppen, ganz zünftig
mit Freibier und Spanferkel. Ein Stück süddeutsche Heimat mitten im Südpazifik und auf dem Weg in den
südlichen Atlantik; wie passend.
Da braucht's auch kein Mittagessen.
Nachmittags kann ich wählen zwischen einem Vortrag von Mareike Petersen oder einer Brückenführung.
Als alte Bootsnärrin habe ich bereits Brücken von Kreuzfahrtschiffen besichtigt, außerdem gerät mir die
Offerte etwas spät in Erinnerung; ergo der Vortrag. Lektorin Petersen berichtet, passend zum vormittäg-
lichen Vortrag von Ulrich Floth über den Meeresboden, vom Forschungstauchen. Das ist schon etwas ganz anderes als die Sporttaucherei oder das Schnorcheln im Flachwasser. Auch die Tauchteams von Schatz-
und Wrackjägern stehen vor ganz anderen Herausforderungen. Tiefseetauchen, Höhlentauchen und Archäo-
logische Tauchkampanien in Hafenbecken gehören in das Spezialgebiet der Forscher. Die beschriebenen Unterwasserwelten stehen in krassem Kontrast zu unseren kürzlichen Erlebnissen.


vorheriges Bild   vorheriges Bild                                      So sollte sich Kap Hoorn präsentieren                                                 

Anschließend schlage ich bis zum Abend noch ein wenig die Zeit tot.
Obwohl noch zwei Übernachtungen vor uns liegen, steht bereits für heute Abend der Kapitäns-Abschieds-Cocktail, das Galadiner und eine Abschiedsshow unserer versammelten Bordkünstler auf dem Programm.
Nach diesem gesellschaftlichen Ereignis, lese ich noch ein wenig über Kap Hoorn in unseren Reiseunter-
lagen und schlafe voller Neugierde ein.


                                      Leuchtturm und Monument wollten wir besichtigen ...                        nächstes Bild   nächstes Bild
Kap Hoorn 
(Cabo de Hornos/Cape Horn) gehört zu Chile und ist  - einige Inseln außer Acht gelassen -  der südlichste
Punkt Südamerikas.
Es wurde vom niederländischen Seefahrer Willem Cornelisz Schouten am 29. Januar 1616 entdeckt und zu Ehren des Rates der Hoorner Austraalse Compagnie Capo Hoorn benannt (Die Behauptung F. Drake habe
bereits im Oktober 1578 das Kap entdeckt ist seit vierhundert Jahren widerlegt).

Bis 1914 war die Reise um das Kap Hoorn der einzige Weg, um von Europa aus an die Westküste Südamerikas zu gelangen; dann wurde der Panamakanal eröffnet und bot erstmals eine alternative Route.
Die Landspitze liegt auf 55° 59' südlicher Breite und 67° 16' westlicher Länge und gehört zur Felsinsel Isla Hornos. 1945 wurden Kap Hoorn und die umliegenden Inseln zum Nationalpark erklärt.
Im Deutschen wird auch die Schreibweise Kap Horn verwendet; nach: Horn Bezeichnung einer Landspitze oder eines Bergs und horno, spanisch für Ofen, als vermeintliche Quelle der legendären Feuer auf Feuerland; deshalb steht Hornos auch im Plural: Cabo de Hornos ‚Kap der Öfen'.

Mittwoch, 16.01.2013

Kurz vorm Aufstehen weckt mich ein heftiges Rütteln.
Noch bevor die Stabilisatoren des Schiffes reagieren können, schüttelt uns schwerer Seegang durch.
Das Wetter ist in der Nacht schlechter und noch schlechter geworden. Nun haben wir eine stürmische See.
Unsicher, uns immer irgendwo festhaltend, tappen wir zum Frühstück.
Obwohl unser Schiff jetzt so vor den Wellen läuft, dass wir einigermaßen gesittet speisen können, kommt um kurz vor acht die Durchsage "Anlandung wegen der Wetterbedingungen unmöglich".

"Am Kap Hoorn hat der Teufel soviel
Unheil angerichtet wie er nur konnte."
Kapitän Robert Miethe

Es bleibt uns nur, dasMist -Wetter aus
den Bullaugen unserer Kabine zu fotografieren.
Ein Aufenthalt an Deck ist nicht ratsam.
Das Tagesprogramm wird geändert und nach dem Mittagessen gibt es einen filmischen Rückblick auf die Expeditionskreuzfahrt mit und vom Lektoren-
team. Irgendwann kommt unter großen Schwierig-
keiten ein Lotse an Bord. Erst mit ihm haben wir die Erlaubnis, das Kap zu umrunden.
Statt eines Haltes an der Landspitze läuft die
MS HAMBURG nun Port Williams in Chile an.
Gegen Spätnachmittag sollen wir dort sein.

Kap Hoorn 1
      ... Doch das Wetter hält nicht! 
Kap Hoorn 2
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stürmische See     [ zeig  auf  uns  -
Kap Hoorn 1
mit  der  Maus ]          vor Kap Hoorn    nächstes Bild    nächstes Bild
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