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Schweiz mit dem Glacier-Express       
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Alpen-Panorama in der 1. Klasse      (07.09.-12.09.2009)




"Auf der romantischen Meterspur durch die faszinierende Welt des Hochgebirges:
Atemberaubende Schluchten, himmelstürmende Gipfel, grandiose Landschaft pur!
Diese Bahnreise ist ein Erlebnis ... für alle Freunde der Bergwelt, die diese groß-
artigen Landschaften einmal aus einer völlig anderen Perspektive erleben wollen!"


Das las sich ganz gut. Es stand in einem Reiseprospekt des
   SPD-Reiseservice, den mir eine meiner Reisegefährtinnen
    in die Hand gedrückt hatte. Ihre Frage, ob ich darauf Lust
     hätte beschied ich im Spätsommer 2009 erst einmal mit
      einem "Schaun mer mal". Nachdem ich diesbezüglich
      etwas mehr herausgefunden hatte, nahm mein
      Interesse deutlich zu. Schließlich buchten wir zwei
     zusammen mit meinem Lebensabschnittgefährten
    drei Plätze für den Septemberanfang.
Die Anreise sollte individuell erfolgen.

     Die Reiseroute    



1. Tag
- Die Anreise

Sonntags packten wir für eine Woche und am Montagmittag ging's los.
Wenn schon Bahn, dann richtig. Wir fuhren mit dem Regionalzug nach Darmstadt. Dort hatten wir Anschluss an den SBB-Intercity nach Basel, wo die gesamte Reisegruppe zusammentreffen würde um die Bahnfahrt durch die Schweiz zu beginnen. Außerdem trafen wir dort unsere Reisegefährtin.
                        SBB-InterCity             
  
                     Bahndienstler           
Der Zug war absolut pünktlich und hatte einen kurzen Aufenthalt im Darmstädter Hauptbahnhof. Wir drei suchten unser reserviertes Abteil auf, verteilten das Gepäck, fummelten zuvor den mitgebrachten Proviant, Lesestoff und dergleichen aus den Seitentaschen der Koffer. Punkt 15.15 Uhr setzte sich der Express in Bewegung.

Das Abteil ist komfortabel und erkennbar ebenso modern wie Bundesdeutsche ICEs. Zwar sind die Einbauten etwas kantiger, eckiger gestaltet (deutsche Ingenieure würden sagen ‚unfallträchtiger'), aber ansonsten ist alles auf Augenhöhe mit deutscher Konstrukteurskunst. Übrigens ist unser Zug der ‚Schweizer Bundes Bahnen' auf der gesamten Strecke absolut pünktlich; ein Ziel, von dem sich die ‚Deutsche Bahn AG' schon lange verabschiedet hat. Und die Eidgenossen halten ihre Fahrpläne ein, trotz Einbindung der unzuverlässigeren Kurspläne von vier Anrainerstaaten und Berücksichtigung verschiedenster Seil-, Zahnrad- oder Lokalbahnen und Wetterbedingungen bei denen Zuhause gar nichts mehr ginge.
Draußen fliegt vertraute Landschaft unter einem eher trüben Himmel vorbei und wir nutzen die Zeit um den neuesten Tratsch und unsere Erwartungen an die Reise auszutauschen. Etwa bis Offenburg ist uns die Gegend da draußen von unzähligen Fahrten mit dem Auto in Richtung Süden gut bekannt, zumal die Bahntrasse bis dahin ziemlich eng parallel zur Autobahn A5 verläuft. Zeit ein wenig in der mitgenommenen Lektüre zu schmökern;
in meinem Fall etliche ältere Ausgaben des
 Spiegel.
In Richtung Freiburg ändert sich jetzt allmählich die Landschaft und wir holen unsere Fotogeräte aus den Taschen. Von nun an werden wir auch aus dem fahrenden Zug heraus Aufnahmen machen. Überdies zahlt
sich jetzt mein mitgebrachtes Nähzeug bei einer kleinen Instandsetzungsarbeit aus.
Schließlich erreichen wir Basel.


Basel
Reisen 1. Klasse

Dort treffen wir den Rest unserer Mitreisenden und die Reiseleiterin. Natürlich ist niemand per pedes oder mit dem Fahrrad nach Basel gekommen; aber mindestens einer hatte das Flugzeug genutzt, ein paar auch das Auto. Die meisten waren, wie wir, mit der Bahn angereist.
An Basel hatte ich durchaus gemischte Erinnerungen.

Einerseits habe ich die Schweizer bislang als weltoffene und freundliche Gesprächspartner kennen gelernt. Andererseits erlebte ich bei einem Besuch des "Baseler Morgestraichs" (eine mehrtägige Veranstaltung der Alemanischen Fasnet) unfreundliches, brummiges Hotelpersonal und arrogante Ladenbesitzer. Bei uns wäre meine, aus Unkenntnis geborene, naive Fragerei mit einem verhüllenden Lächeln quittiert worden; nicht so von diesen Schweizern. Und das, obwohl ich eine der häufigsten Fallen vermieden hatte, nämlich das imitieren des Schwyzerdütschen.
Vielleicht sollte ich mich an den Gedanken gewöhnen, das die Schweizer noch hochfahrender als wir sein können, nach dem Motto "am Schweizer Beispiel soll die Welt genesen".
Fragt man ein paar beliebige Europäer nach der Schweiz, fallen als erstes Stichworte wie ‚hohe Berge', ‚Alpen', ‚Neutralität', ‚Bankgeheimnis', ‚Steueroase', ‚Käse'. Eventuell auch noch ‚Präzisionsuhren', ‚Tunnelbau' und ‚Schokolade'. Den wenigsten ist bewusst, das in diese Aufzählung mindestens auch noch ‚stabile Währung (der Schweizer Franken)', ‚Brückenbau und Wasserkraftwerke', ‚Viehwirtschaft', sowie ‚Tiroler Röschti und Bündner Fleisch' gehören. Die ‚Schweizer Garde' im Vatikan und die touristisch überlaufenen Kur- und Skiorte nicht zu vergessen.
Den Reiseunterlagen entnehme ich zudem, das die Schweizer weltweit führend beim Bau von Zahnrad- und Seilbahnen sind, sowie auf den vorderen Plätzen bei ökologischer Energie-Erzeugung und -Nutzung liegen.
Das alles wird von einem Völkchen verkörpert, das drei Amtssprachen benutzt (Schweizerdeutsch), Rätoromanisch [Französisch], Italienisch und die längste Zeit in eher beengten, bescheidenen Verhältnissen die älteste Ur-Demokratie des neueren Europas vorgelebt hat. Also eigentlich gute Gründe für eine Portion Arroganz.

In Basel beginnt unsere gemeinsame Reise in der
1. Klasse auf den Strecken der Rhätischen Bahn nach Sankt Moritz.

Meine Lektüre über die Alpenrepublik ergibt in extremer Kurzform folgendes Bild:

587 v.Ch. Kelten dringen über die Alpen nach Oberitalien und entreißen es den Etruskern.
[248 v.Ch. Hannibal zieht über die Alpen]
50 v.Ch. erste Erwähnung der (keltischen) Helvetier bei römischen Geschichtsschreibern (G.J. Cäsar verhindert deren Machtausdehnung auf die Nachbar­völker).
Kurz vor Mitte des 12. Jh. erster Bund lokaler Volksgruppen gegen Österreich, der sich ab 1315
als ‚Eidgenossenschaft' bezeichnet.
Sieg über die Burgunder um 1450 und im Schwabenkrieg. 1499 erste Loslösung vom "Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation".
Ab 1500 - 1513 Gründung der ‚Eidgenossenschaft der Alten Orte' und Organisieren von Jedermannsvoten (bis in die 1970er Jahre Volksabstimmung der wahlberechtigten Männer).
Ab 1536 maßgeblicher Einfluss der Calvinisten in der West-Schweiz und gleichzeitig eine erste kulturelle Blüte in der Renaissance. Vom 30jährigen Krieg verschont sagt sich die Schweiz 1648 formell und endgültig von allen anderen Bündnissen los.
Eigenständig bis 1798 als die Franzosen einmarschieren.
Unter Französischer Besatzung Aufnahme weiterer Kantone in die Eidgenossenschaft.
Nach 1813 (Abzug französischer Truppen) bis 1845 wirtschaftliche Neuorientierung am Tourismus
(zuerst Heil- und Kurbäder, später auch Alpinismus, neuerdings Wellness-Urlaube).
Seit 1846 als "Schweiz" republikanischer Bundesstaat mit ‚bewaffneter Neutralität'.
Jeder Schweizer gehört bis heute einer milizartigen Armee an und muß regelmäßig seine Fähigkeiten als Kämpfer bei Übungen beweisen.
Die Schweiz bietet heute ein Bild der Zuverlässigkeit und Menschenwürde. Nicht zuletzt Schweizer wie Henri Dunant, der 1863 das Hilfswerk 'Rotes Kreuz' ins Leben rief haben dazu beigetragen. Übrigens ist das Signet des Roten Kreuzes einfach nur die Umkehrung der Schweizer Flagge.
Leider hat dieses freundliche Gesicht der Alpenrepublik einige hässliche Schwären. Es sei daran erinnert, das die Eidgenossen gnadenlos die Flüchtlinge aus Nazi-Deutschland zurück schickten und damit die meisten dem Tod in den Konzentrationslagern überantworteten. Und Schweizerinnen erhielten als Letzte in Europa erst 1971 das Wahlrecht zugesprochen.

  
   An den Ufern des Zürichsees und des Walensees erheben
   sich beidseitig der Strecke die ersten Alpengipfel.
   Kirchen und Häuser sehen jetzt schon sehr typisch
   nach "Alpen" aus.
   Die Strecke folgt überwiegend den Flusstälern, weshalb
   immer wieder Seen oder Flusseinmündungen vor unseren
   Kameralinsen auftauchen.

   Hinter Chur geht es dann bereits richtig ins Hoch-Gebirge.



    Chur
           Alpentypische Architektur,           
  
           Brücken über Vorder- und Hinterrhein           
                und immer wieder Seen           
  
             ziehen den Blick auf sich,           
                                    während im Hintergrund die Gipfel

  
höher und zunehmend schroffer werden.
  
Restaurierung eines 'Weltkulturerbes'



Abends erreichen wir den weltberühmten Wintersport- und Sommerkurort St. Moritz [1.800m].
Dort werden wir zu unserem Hotel gefahren.

Nachdem wir die zugeteilten Zimmer geentert und uns eingerichtet haben, essen die Halbpensionisten zu Abend. Nach der eindrucksvollen, aber kräftezehrenden Anreise machen einige noch einen Abendspaziergang oder sie verweilen im gastlichen Hotel.

Morgen werden wir einen ganzen Tag für Touren
rund um St. Moritz zur Verfügung haben.
  
  

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