Um der Tristesse zu entfliehen sind wir zum Schleicherlaufen,
der großen Telfer Fasnacht in Tirol (Österreich), gefahren.
Der Schleicherlauf wird seit dem 19. Jahrhundert organisiert.
Ob er einen Fruchtbarkeitstanz oder die Vertreibung des Winters
symbolisiert, steht nicht genau fest. Er wird alle 5 Jahre
durchgeführt und ist ein alter Maskenbrauch, dessen Bezeichnung
auf den schleichenden Gang seiner Akteure zurückzuführen ist.
Am Sonntag, den 30.Januar war es wieder soweit. Früh um 7:00 h
wird eine Sonne durch das Dorf getragen; sie soll Licht und
Wärme bringen. Begleitet wird der Sonnenträger von einem Wirt,
einem Schlossen und einem Kaminkehrer, auf dessen Arm ein
Ferkel quiekt. Die Narreteien gehen in den Wirtshäusern weiter.
Die Schleicher kleiden sich währenddessen an.
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Die Hüte sind bis zu 12 kg schwer und weisen kunst-volle filigrane Motive auf.
Die Masken bestehen aus Drahtgaze und die Stoffkleidung ist schön bunt und
aus edlen Stoffen.
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Um 11:00 h rufen dann die Herolde, hoch zu Ross und unter Böllerknallen, die Fasnacht frei.
Um 12:00 h beginnt das Schleicherlaufen.
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Zunächst marschiert die Stadtkapelle in Lands-knechtuniformen, dann erinnern 4 Reiter auf
Haflingern an die 4 Jahreszeiten. Dann nahen grölend die Wilden, wandelnde Urgesteine,
die auf dem Fest für Ordnung sorgen. Wer ihnen nicht gehorcht bekommt eins mit den
Schaumgummiknüppel auf den Kopf.
Mittendrin freut sich der "Panzenaff", ein Tschinellen schlagender Affe, als Maskottchen der Truppe.
Darauf erscheinen die Schleicher, ihnen voran ein laterneschwenkender Harlekin.
Zum Auftakt des Kreistanzes der Schleicher gibt dann der Ziegenhirte oder "Goaßer",
eine Figur aus dem Tiroler Volksleben, einen Hornstoß. Ihm folgen ein Sennerpärchen im
Trachtenanzug und weitere Symbole der Telfer Fasnacht. Wortführer der ganzen Truppe ist
ein Wirt, der alle Ehrengäste - vom anwesenden Minister bis zum Dorfschulzen - hochleben lässt.
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Aber auch wer mindestens 50 €uro in die Schleicherkasse gibt, wird öffentlich ausgelobt. Je nach
der Spendengröße tanzen zum Dank die Schleicher im Kreis. Später ziehen noch andere Masken durch
das Dorf, die vorwiegend Tiere symbolisieren. Gegen Mittag erreichen die Schleicher den Friedhof,
um dort allen Fastnachtern zu gedenken, die in den letzten 5 Jahren verstorben sind. Damit soll
auf die Vergänglichkeit alles Irdischen hingewiesen werden.
Das ganze war eine hinreißende Veranstaltung. Zum Glück war unser Zimmer in einem Hotel,
welches mitten im Geschehen lag. In diesem Hotel ging morgens um 7:00 h schon "der Punk ab",
wenn die Fastnachter zum Schminken kamen.
Mit meiner Luft hatte ich natürlich Probleme - denn Telfs liegt, wie es sich gehört, am Hang.
Zum Treffpunkt der Schleicher musste ich diesen Hang hoch. Zum Glück gibt es in meinem Fall
für Luftnot einen Spray.
Ich habe die Farbenpracht der Verkleidungen und die Ausgelassenheit genossen.
Auf dem Rückweg hat es angefangen zu schneien. Soviel Neuschnee auf einmal habe ich noch nie gesehen!
Der Fernpass war für LKW gesperrt. Wir sind schön gleichmäßig durchgefahren - auch die Bergstrecken.
In Deutschland angekommen hatte es überhaupt nicht geschneit. Die Straßen waren frei.
Wir sind dann gut zu Hause angekommen. Der Alltag hatte uns wieder - die Fastnacht war vorbei.
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