Martina Mühlbergers Homepage         - Reiseberichte -            • Reiseberichte •       Meissner Porzellan       Krankenpflege       Gemischtes   Zurück      (Alle Reisen) Antarktis-'Forschungsreise'               Seite 1                      Weiter   (Seite 2)    Reise in die Antarktis "Die Menschen zieht es aus verschiedenen Gründen zu den unentdeckten Plätzen der Welt. Einige werden einfach von Abenteuerlust getrieben, andere haben einen unstillbaren Durst nach wissenschaftlichen Erkenntnissen und wieder andere werden durch verlockende Versprechungen flüsternder Stimmen, der geheimnisvollen Faszination des Ungewissen, von den ausgetretenen Pfaden weggezogen." (Sir Ernest Shackleton) Nachdem ich im vergangenen Jahr erfolglos versucht hatte, den Eisbären einen Besuch abzustatten (die wollten sich einfach nicht zeigen, als wäre ich eine nervige Großtante oder so), beschloss ich im Januar 2013 die Pinguine zu besuchen. Nun sind Eisbären inzwischen selten geworden, aber Pinguine gibt es in vielen Arten und in Massen; die Chance welche zu Gesicht zu bekommen wäre demnach groß. Allerdings leben Pinguine nur am Südpol (so wie Eisbären ausschließlich im Norden). Das neue Ziel hieß folglich: möglichst viel Antarktis mit Pinguinen, Robben und Walen. Und möglichst viel Eis.     Die Antarktis                     nächstes Bild   Eis ist faszinierend. Es hat ungeheuer viele Farben, Formen und Oberflächenstrukturen. Man sagt, Eskimos würden fünfzig verschiedene Eisarten unterscheiden. Das stimmt zwar nicht, denn sie unterscheiden entsprechend viele ‚Schnee'-Sorten. Aber die Inuit kennen sehr wohl rund ein Dutzend Typen des Eises. Wie auch immer - nach der ersten Fahrt ins nördliche Eis wollte ich dieses Erlebnis wiederholen. Eingehende Recherchen ließen mich schließlich eine Antarktis-‚Forschungs'-Reise finden. Das bei dieser PLANTOURS-"Kreuzfahrt" tatsächlich die Forschung - oder deren Ergebnisse - im Vordergrund stand, zeigte bereits die Tatsache, dass von Anfang an zu den Reiseunterlagen auch die Forderung nach der verbindlichen Anerkennung der Antarktis-Regeln gehörte. Zusammengefasst sollen diese Regeln dafür sorgen, dass möglichst keine menschlichen Einflüsse auf die Umwelt wirken; eine Ausbeutung der Bodenschätze findet nicht statt. Für Touristen heißt das: gekennzeichnete Wege dürfen keinesfalls verlassen werden, Abfälle müssen strikt vermieden oder mitgenommen werden, Störungen der Tiere sind untersagt und den Weisungen der fachkundigen Reisebegleiter ist unbedingt Folge zu leisten. Übrigens fuhr auch unser Schiff, die MS HAMBURG, nicht mit dem üblichen Schweröl! Die Antarktis-Regeln Wichtige Hinweise zum Schutz der Antarktis ========================================== Der antarktische Kontinent stellt eine von Menschen nahezu unberührte, extrem lebens- feindliche Eiswüste dar. Nur die äußeren Ränder werden von im Meer lebenden Säuge- tieren, wie den Robben, und von Vögeln, insbesondere den Pinguinen, zum Ausruhen bzw. zur Aufzucht ihres Nachwuchses aufgesucht. Wo Berge das Eis durchstoßen oder eisfreie Trockentäler entstanden sind, können sich Moose und Flechten ansiedeln. Kein Baum, kein Strauch wächst auf diesem Kontinent, der eineinhalb mal so groß wie Europa ist. Die isolierten Forschungsstationen sind die ersten menschlichen Ansiedlungen in der Geschichte der Antarktis. Das antarktische Meer beherbergt im Gegensatz zum Kontinent ein reichhaltiges Tier- und Pflanzenleben, das bei Wassertemperaturen von durch- schnittlich -2 bis +3 Grad gedeiht. Die Anpassung an diese Bedingungen des Ring- ozeans hat bisher mindestens 30 Mio. Jahre gedauert. Damit ist das Südpolarmeer neben der Tiefsee das älteste und größte in sich geschlossene Ökosystem der Erde. Hier entwickelten sich durch Selektion Enzymsysteme mit einem sehr niedrigen Temperaturoptimum. Parallel zu Anpassungen im zellulären Bereich, beim Gesamtorganismus und bei den Populationen haben sich ganz eigenartige Lebensgemeinschaften herausge- bildet, vielfach mit Tieren, die sehr alt werden und nur wenige, lange gepflegte Jung- tiere zur Welt bringen. Die extreme Anpassung der Wale und zugleich ihre Empfindlichkeit gegen einen plötzlich auftretenden, neuen Feind, den Menschen, sind typisch für das System und seine beschränkte Nutzbarkeit durch die Fischerei. Seit einiger Zeit ist die Jagd auf Wale generell verboten. Der Antarktis- Vertrag ====================== Unter dem Eis der Antarktis und im Unter- grund der Polarmeere werden Bodenschätze vermutet; das Eis selbst stellt den größten Anteil des Weltvorrates an Süßwasser dar. Das Umweltschutzprotokoll zum Antarktis- Vertrag von 1991 verbietet die Ausbeutung der Bodenschätze. Für diesen Zeitraum ist das gesamte Territorium innerhalb 60 Grad Süd - das ist der Gültigkeitsbereich des 1959 in Kraft getretenen Antarktis-Vertrags - allein friedlicher Forschung und dem Umweltschutz vorbehalten. Der Vertrag hat die Antarktis zu einer Zone des Friedens und der internationalen Zu- sammenarbeit erklärt. Selbst der Falkland- krieg fand 1982 nur außerhalb des Geltungs- bereiches des Antarktis-Vertrags statt. Durch diesen Vertrag werden die Ziele und Grundsätze der Charta der Vereinten Nationen gefördert und unterstützt. Darüber hinaus bildet er einen wirkungs- vollen Rahmen für die Erhaltung und den Schutz der empfindlichen antarktischen Umwelt. Die strikte Einhaltung der zahlreichen Umweltempfehlungen bezeugt, welch be- trächtliche Anstrengungen die Konsul- tativstaaten in diesem Bereich unter- nommen haben. Auf keinem anderen Kontinent hat die Umwelt einen so hohen Grad internationalen Schutzes erhalten wie in der Antarktis. Die Regeln und Gebote zum Erhalt der ant- arktischen Umwelt sind im "Umweltschutz- protokoll zum Antarktis-Vertrag", Madrid 1991, manifestiert. Umwelt-Forschung der BRD in der Antarktis ========================================= Hauptaufgabe der zahlreichen wissenschaft- lichen Programme der Polarforschung in der Bundesrepublik war und ist die Erforschung des gegenwärtigen Zustands der Antarktis und der anliegenden Meere, ihrer Atmosphäre, Biosphäre und Geosphäre. Damit werden auch Grunddaten geliefert, mit deren Hilfe even- tuelle negative Veränderungen wie Ver- schmutzungen gemessen werden können. In zahlreichen Diskussionen hat sich eine Reihe von Themen abgezeichnet, an denen das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) gemeinsam mit den anderen Einrichtungen des In- und Auslandes arbeitet. Erst eine genaue Erforschung der Ökologie der antarktischen Meere, insbesondere der vom Eis beeinflussten Bereiche, macht es möglich, entstehende Störungen des natür- lichen Gleichgewichts zu erfassen. Deutschland betreibt in diesem Rahmen be- sonders Grundlagenuntersuchungen im Gebiet der Wedell-See und nahm z.B. auch am inter- nationalen BIOMASS-Projekt teil (Biological Investigations of Marine Antarctic Systems and Stocks). Die genaue Kenntnis der Nahrungskette vom Plankton über Tintenfische, Fische, Vögel bis hin zu den Säugetieren ist unerlässlich für eine Abschätzung der möglichen Folgen einer Nutzung der antarktischen Meere durch die Fischerei. Regelmäßig werden die Lebewesen, das um- gebende Meer und der Kontinent auf ihren Schadstoffgehalt untersucht. Dabei wird die enge Zusammenarbeit mit anderen wissenschaftlichen Bereichen deutlich. Mit seiner Kenntnis der Meeresströmungen verfolgt der Ozeanograph die Wege der Schad- stoffe; Geologen finden sie in den Meeres- sedimenten wieder, Glaziologen im Eis. Einen großen Problemkreis stellt die Er- forschung von Klima und Wetter mit ihren glaziologischen, ozeanographischen und biologischen Auswirkungen dar. Sowohl das Wetter, d.h. die kurzen periodi- schen Schwankungen der Atmosphäre, als auch die langen periodischen Klimaschwankungen des Systems Ozean-Atmosphäre-Eis beruhen auf weltweiten Prozessen, bei denen die Polar- gebiete eine extrem bedeutsame Rolle spielen. In den Brennpunkt des Interesses ist dabei vor allem das Klima gerückt, da seine Beein- flussung durch den Menschen (Ausstoß von Staub, Kohlendioxid und anderen Gasen) heute als offensichtlich gilt. Geologen und Glaziologen helfen bei der Er- kundung des Klimas der Vorzeit, das sich aus Sediment- und Eiskernen ablesen lässt (Paläo- klimatologie). Schließlich untersuchen Glaziologen den Massenhaushalt und die Dynamik des Inlandeises und der großen Schelfeisflächen. Starke Schwankungen der Eisausdehnung gehen mit Veränderungen des Erdklimas einher, da die Erwärmung der Atmosphäre durch die Sonnenstrahlung unmittelbar von der Eis- bedeckung abhängt. Wächst die Eisfläche, so wird mehr Sonnenlicht in das Weltall re- flektiert, was zu einer Abkühlung der Erd- oberflächentemperatur führen kann. Die seit Jahrzehnten beobachtete starke Zunahme von Kohlendioxid in der Atmosphäre bewirkt dagegen - ohne Koppelung mit anderen Pro- zessen - eine Temperaturzunahme der Erdoberfläche. Literaturhinweise ================= "Antarctica" Readers Digest, 1990 (Australien ) ISBN-Nr. 0-86438-167 -0 "Antarktis-Expedition" H. Kohnen Lübbe-Verlag,1981 "Die Antarktis lebt - Eine faszinierende Reise ins ewige Eis" R. Naveen I C. Monteath Frederking + Thaler Verlag "Antarktis" F. Lazi, Siegloch Edition, 1980 Über den Sturtz Verlag, Würzburg "Wale" J. Cousteau Droemersche Verlagsanstalt, München "Aufbruch in die weiße Wildnis" Christine Reinke-Kunze Ernst Kabel Verlag, Hamburg, 1992 "Die Antarktis" E. Porter Christian Verlag, München, 1979 ISBN-Nr.3-88472-031-7 "Das Buch der Wale" Petra Deimer, Heyne-Verlag ISBN-Nr. 3-453-04016-3 "Das Buch der Robben" Petra Deimer, Heyne-Verlag ISBN-Nr. 3.453-03736- 7 Die Reise Eine Reisegefährtin hatte ich durch meinen guten Kontakt zum Reiseanbieter auch bald gefunden. Wir fanden uns auf Anhieb sympathisch und buchten beide einen Flug ab Frankfurt/a.M. Die Kosten ließen sich in einem handhabbaren Rahmen halten, indem wir uns eine Kabine teilten. Vorab ausgehändigte Prospekte und Informationen weckten verschiedene Erwartungen. Unter dem Motto:                                 "Sommerzeit im Antarktischen Wunderland"                                           Ushuaia - Antarktis - Ushuaia                                     vom 05.01.2013 bis zum 18.01.2013 sah der Reiseplan folgendermaßen aus:   vorheriges Bild           Reisedaten           nächstes Bild      vorheriges Bild           Reiseroute           nächstes Bild    Informationen über das Schiff, die Reise, die Antarktis und das Antarktis-Abkommen, sowie den Umweltschutz- aspekt der "Forschungsfahrt" waren uns ausgehändigt worden. Ob wir auch Königspinguine sehen würden? Pinguine auf alle Fälle, denn von denen gibt es alleine mindestens sieben Arten. Und wahrscheinlich Robben, Seelöwen, Wale, Delfine und ... Ach da gab es ja soo viele Tiere in Schnee und Eis. Passende Kleidung und Schuhwerk hatte ich noch von der letzten Fahrt ins Nordmeer. Der Rest, beispielsweise Handtücher, würde ohnehin vom Reiseunternehmen gestellt werden.          Aussichten                             nächstes Bild      Um 15 Uhr sollen wir am Flughafen Frankfurt starten, also muss ich in Zwingenberg um 13 Uhr los. Nach einem elend langen, neunzehnstündigen Flug, über München (an 16 Uhr | ab 19 Uhr) und Buenos Aires (am 06.01. um 06 Uhr Tankstop | ab 08 Uhr) landet unser Flieger endlich am Sonntagvormittag (11:30 Uhr) in der südlichsten Stadt Argentiniens, manche sagen "der Welt", Ushuaia. Sonntag, 06.01.2013 Es ist regnerisch und kalt, die Abfertigung am Terminal geht "einigermaßen flott", denn unsere Reisegruppe wird nur ‚durchgereicht' zum unmittelbaren Hafentransfer. Das bedeutet hier, mehrere Stunden in diversen Abfertigungsschlangen zuzubringen - südamerikanische Lässigkeit eben. Im Hafen liegt bereits unser Expeditions-Kreuzfahrtschiff, die MS HAMBURG. Sehr viel sehen wir also von der rund sechzigtausend Einwohner fassenden Stadt nicht.      vorheriges Bild           Flughafen               nächstes Bild           vorheriges Bild       Ortsschild          nächstes Bild           vorheriges Bild           Ushuaia               nächstes Bild           vorheriges Bild       Ushuaia          nächstes Bild      Unser Schiff. Die "MS Hamburg" ist kürzlich in Genua umfassend erneuert worden. Moderne Holzböden, ein frischer Anstrich, neue Technik, wie aktuelle Flachbildschirme in den Kabinen, haben aus der ehemaligen "MS Columbus" die MS HAMBURG gemacht. In der Bar steht ein Piano, im "Palmengarten" hängen jetzt Bilder von St. Pauli. Früher standen hier künstliche Palmen, jetzt wachsen aus den Kübeln echte Pflanzen. Außerdem gibt es eine zweite Bar an Bord, eine Show-Lounge, einen Shop und eine Weinstube. Für die Fitness stehen ein Außenpool und eine Sauna zur Verfügung. Und für Notfälle hat man ein kleines Bordhospital eingerichtet. Die Crew ist deutschsprachig und es wird in Euro abgerechnet und bezahlt. Das Schiff ist vergleichsweise klein; gerade mal 144 Meter lang und 21,5 Meter breit, mit einem Tiefgang von nur 5,15 Metern. Daher kann es, anders als die modernen, überformatigen Megaliner, auch kleine Häfen anfahren. Weitere Besonderheit: es gibt 6 Expeditionsschlauchboote (für je 20 Passagiere!) und Fahrräder für Landausflüge an Bord. Die MS HAMBURG fährt nun unter anderem in der Antarktis, wenn es nicht als Mittelmeer-Kreuzfahrer zwischen romantischen Hafenstädten Portugals und Korsikas eingesetzt wird, oder die "Großen Seen" Nordamerikas und Kanadas befährt.      vorheriges Bild                     MS HAMBURG                        nächstes Bild       An Bord werden wir mit einem Glas Sekt willkommen geheißen. Danach können wir erst einmal die Kabinen in Besitz nehmen. Für den Nachmittag ist die erste Veranstaltung angesetzt: eine gute, alte, klassische Sicherheits- schulung. Die Sammelpunkte werden uns gezeigt, Rettungswesten ausgegeben und das Alarmsignal (7 kurze und 1 langer Ton) ertönt im Probealarm.      vorheriges Bild                     Sicherheitsschulung                        nächstes Bild                 vorheriges Bild    (Huberta)   Reisegefährten    (RasendeReiseReporterin)   nächstes Bild          Unsere Kabine ist vergleichsweise eng, die Einrichtung aber prima durchdacht. Insgesamt macht das 'kleine' Kreuzfahrtschiff einen durchaus angenehmen Eindruck.      vorheriges Bild       Unsere gemütliche ...                                                      ... Zweibett-Kabine       nächstes Bild      Die 'Süßen' unter uns widmen sich nun dem Kuchenbuffet im 'Palmengarten' und trinken den Nachmittagskaffee, während wir das Schiff auf einem gemächlichen Rundgang erkunden. Wir kommen mit dem Bordpersonal ins Gespräch und erfahren, das 90 Prozent der Crew neu sind. Der Kapitän ist jetzt Joao Simoes, ein Endfünfziger, gilt als Spezialist für die schwierige Eisnavigation in Arktis und Antarktis. "An Bord blieb nach der Umfirmierung immerhin Uta Elsner, die zuvor zwölf Jahre auf der alten Columbus diente und nun in ihrem schwarz-gelben Kostüm zur Kreuzfahrtdirektorin der MS HAMBURG aufstieg. Sie kennt das Schiff wie kein anderer. Ihr Urteil, nach dem Abzug der Handwerker: 'Die Hamburg ist jetzt wie neu.' Sie bleibt aber ein eher ungewöhnliches ... familiäres ... Kreuzfahrtschiff." [Wolfgang Ibel] Um 18 Uhr sollen wir ablegen, aber ein heftiger Wind drückt die MS HAMBURG gegen den Pier. Später erfahren wir, dass auch die argentinischen Bürokraten zu der Verzögerung beigetragen haben. Nach dem Abendessen, um Viertel nach Sieben schwenkt unser Schiff endlich in den Beagle-Kanal ein. Bei langsam aufklarendem Wetter sind wir jetzt erst einmal nach den Falkland-Inseln unterwegs. vorheriges Bild                                         Fahrt durch den Beagle-Kanal                                             nächstes Bild             ... Zu den Quellennachweisen  >> ... Weiter