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- kurze Geschichte der Krankenpflege -            

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Die 'kleine' Krankenpflege ...            

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II. Vorchristliche Zeit
       Ägypten und Zweistromland;
       vorderer Orient und Indien;
       Griechen und Römer


In der geschichtlichen Frühzeit finden wir, bei allen Völkern, eine dichte Verflechtung von
  • Magie und zweckmäßigen Maßnahmen gegen körperliche Störungen,
  • von hygienischen Vorschriften und kultischen Handlungen,
  • von helfendem Mitgefühl und krasser Selbstsucht
  • gemischt mit Dämonenfurcht, die in extremen Fällen bis zur völligen Vernachlässigung und Verstoßung der Kranken ging.
    In den Papyrusrollen Ägyptens und den Keilschrifttafeln Mesopotamiens sind
    uns Aufzählungen von Krankheiten, Beschreibungen von Krankheitsbildern und umfassende Arzneimittelverzeichnisse überliefert. Die Heilkünste wurden teil-
    weise von Priestern, teilweise aber auch schon von Ärzten ausgeübt.

    Das beweist unter anderem eine Ärztliche Gebührenordnung im Gesetzeskodex des Babylonischen Königs Hammuraph ( Hammurabi ) 1728-1686 v.Chr.
    Man unterschied schon damals Chirurgen und Internisten, und erkannte auch schon sehr früh den ansteckenden Charakter einiger Krankheiten, z.B. des Aussatzes.
    Bereits die Babylonier hatten für Aussätzige strenge Absonderungsvorschriften.
    Die Krankenpflege fiel der Familie und eventuell den Sklaven zu.

    Von den Heilkünsten der frühen Hebräer wissen wir sehr wenig.
    Dagegen überliefern uns das Alte Testament und der Talmud ausführlich die genauen Vorschriften der öffentlichen und sozialen Hygiene dieses Volkes. Anweisungen, die eine Versorgung und Pflege Kranker betreffen sind uns nicht erhalten.
    Über Arzt und Arznei im Alten Testament: Ecclesiastikus 38, 1-3; 12-15.
    Im Alten Indien hatte die Heilkunst einen hohen Stand erreicht. In den Heiligen Büchern der Inder, den Vedas und Samhitas, finden wir genaue Angaben über den Stand der Medicin, der Kinder-, der Augenheilkunde und der Chirurgie.
    "Die Chirurgie gewann in Indien ...  die höchste Entwicklungsstufe, die jemals im Altertum erreicht worden ist" (Garrison). Die Pockenimpfung war den Indern (und auch den Chinesen) schon in sehr früher Zeit bekannt. An den Arzt und den Krankenpfleger werden in den genannten Altindischen Büchern sehr hohe sittliche Anforderungen gestellt.
    In den Samhitas finden sich über die Pflege und Krankenhäuser folgende Texte:
    "für die Pflege und Wartung des Kranken eignet sich nur eine Person, die besonnen ist und ein gefälliges Benehmen hat, keinem etwas Übles nachredet, stark und aufmerksam ist, sorgfältig
    auf die Wünsche des Kranken acht gibt und genau und unermüdlich die Anweisungen des Arztes befolgt.
  •  Kenntnis derart wie die Hilfsmittel zubereitet und angewendet werden sollen
  •  Klugheit
  •  Hingabe an den Kranken und
  •  Reinheit des Körpers und der Seele
  • sind die vier für den Pflegenden notwendigen Eigenschaften!"

    Während wir weder in Ägypten, noch in Mesopotamien, noch im alten Israel einen Hinweis auf das Vorhandensein von Krankenhäusern finden, sind für Indien Krankenhäuser in großer Zahl, in Städten und selbst in Dörfern sicher bezeugt. Sie wurden von Ärzten betreut und die Wartung des Kranken oblag besonders ausgewählten und geschulten Pflegepersonen.

    In einer der Samhitas heißt es hinsichtlich der Krankenhäuser:
  •  "In erster Linie muss ein Gebäude errichtet werden ...
  •  Es muss weit und geräumig sein ...
  •  Wenigstens ein Teil muss dem Zug des Windes zugänglich sein ...
  •  Es darf weder dem Rauch, noch der Sonne und dem Staub, noch störenden Geräuschen,
         Erschütterungen, üblem Geschmack oder Geruch ausgesetzt sein ..."

  • Danach müssen Pfleger bestellt werden von
  •  "gutem Betragen
  •  ausgezeichnet durch Aufrichtigkeit und Reinheit der Sitten
  •  anhänglich der Person der sie dienen sollen
  •  voll Klugheit und Geschicklichkeit
  •  Ausgestattet mit Güte
  •  geübt in jeder Art von Diensten die ein Kranker erfordern kann
  •  begabt mit gesundem Menschverstand
  •  befähigt Speisen und Krankenkost zuzubereiten
  •  geschickt im Baden und Waschen von Kranken
  •  wohlerfahren in der Kunst der Massage
  •  sicher im Bewegen und Heben der Kranken
  •  wohlgeschult im Richten und Reinigen der Betten
  •  im Stande Heilmittel herzustellen
  •  bereit geduldig und geschickt zur Bedienung des Leidenden
  •  und niemals unwillig etwas zu tun, was ihnen (vom Arzt oder Kranken) aufgetragen wird."
  • Griechenland:
    Die griechische Heilkunde hat sich nicht ohne Anlehnung an diejenige des Alten Orients, besonders Babyloniens und Ägyptens entwickelt. Neben einer einfachen aber gesunden
    Empirie (Beobachtung, Einsicht, Erkenntnis) gab es auch hier Zaubersprüche und Beschwörungsformeln, aber nie kam die Heilkunst in Griechenland so stark unter den Einfluss einer mächtigen Priesterkaste, wie bei den Altorientalischen Völkern. Schon Ilias oder Odyssee erwähnen hoch angesehene Berufsärzte:
    "denn der Arzt ist ein Mann, der viele andere aufwiegt" (Homer, 800 v.Chr.).

    In den zahlreichen Kultstätten (Epidauros und Kos) des Asklepios, ein berühmter, später als Gott verehrter Arzt, war die Handhabung der Heilkunst sehr unterschiedlich. je nach dem, ob die mystisch religiösen Tendenzen der Priesterschaft [Therapie aus Traumorakeln (Tempelschlaf)], oder das ärztliche Handeln den Vorrang hatten.

    Eine neue Epoche begann mit Hypokrates (geboren 466 v.Chr. in Kos) der zu den Asklepiaden gehörte. Er erkannte das Krankheiten natürliche, also nicht dämonische Ursachen und Verlaufsgesetze haben. Mit seinem Wirken beginnt eine medizinische Wissenschaft.
    Außerdem hatte er eine hohe berufsethische Einstellung, von der sein Arzteid heute noch Zeugnis gibt (Eid des Hypokrates).
    Zum Zweck genauster Beobachtung seiner Kranken, betraute er unter Umständen seine Schüler mit der Pflege. In einer seiner Schriften schreibt er über die Krankenpflege:

    "Von den Schülern sei einer dabei, welcher Sorge trägt, dass der Patient nicht mit Widerwillen die Vorschriften befolge, und das Verordnete seinen Dienst tue. Auszuwählen aber hat man unter seinen Schülern solche, welche in die Lehren der Kunst bereits eingeführt, und befähigt sind das was Not tut hinzuzufügen, und ohne Gefahr die Speisen zu verabreichen. Er soll aber zugleich deshalb da sein, damit dem Arzt nichts von dem verborgen bleibe, was in der zwischen seinen Krankenbesuchen gelegenen Zeit geschehen ist. Niemals aber vertraue man dem Laien etwas an, andernfalls wird der Vorwurf der falschen Handlung den Arzt treffen".

    Für gewöhnlich wurden die Kranken in den Familien von den Frauen oder den Sklaven gepflegt. Das im Altertum nirgends die Frau als geschulte Krankenpflegerin hervortritt, hängt wahrscheinlich mit der sehr eingeengten Stellung der Frau in damaliger Zeit zusammen.
    Eine Persönlichkeit wie die griechische Ärztin Antiokia (1. Jhd. v. Chr.) ist eine große Ausnahme.
    Römisches Reich:
    In Rom entwickelte sich die Heilkunst erst später unter griechischem Einfluss. Auf einer Tiberinsel wurde um 300 v. Chr. dem Asklepio (römische Form von Äskulap) ein Tempel errichtet. Die Ausübung der Heilkunst galt in Rom als niedriges Gewerbe. Erst Julius Cäsar verlieh den Ärzten das Bürgerrecht.

    Hervorragende Leistungen hatten die Römer auf dem Gebiet der Hygiene aufzuweisen:
  • Trockenlegung von Sumpfgebieten
  • Abwasserkanäle
  • private und öffentliche Bäder mit Zentralheizung

  • Eine weitere große Leistung Roms auf medizinischem Gebiet ist die Begründung des Krankenhauswesens im Abendland.
    Es gab zwei Formen von Krankenhäusern:
    1. private valet tutinarien die zu jedem großen römischen Haushalt gehörten
    2. valet tutinarien für die Soldaten; das waren Militärlazarette in Verbindung mit dem Heer,
         später besonders in den festen Standorten des Heeres.

    Wir kennen aus der Literatur, und aus baulichen Überresten die Anlage solcher Lazarette
    genau, aber über die Pflegepersonen wissen wir kaum etwas. Wahrscheinlich waren es
    Sklaven. In den Ruinen gefundene Gegenstände wie Einnahmeschalen, Maßgefäße für
    Arzneien, Injektionsspritzen, Becken, Badewannen, Schröpfköpfe und sogar Metall-
    katheder und chirurgische Bestecke, lassen auf einen bereits beachtlichen Stand der
    Krankenpflege schließen.
    Die privaten valet tutinarien waren hauptsächlich für die Sklaven, deren Pflege im wirt- schaftlichen Interesse des Besitzers lag. Unheilbar kranke Sklaven wurden nicht gepflegt, sondern im Tempel des Äskulap ausgesetzt. Trotz dieses entwickelten Krankenhauswesens
    gab es im alten Rom kein öffentliches Krankenhaus, wo bedürftige unentgeltlich behandelt worden wären.
    Diese Schöpfung blieb der christliche Liebe vorbehalten.
    Fabiola baute im 3.Jhd. das erste öffentliche Krankenhaus in Rom.